Podcast Check: Druck im Kessel – Doku über die Tücken der Wärmewende 

ARD-Radiofeature 

Die Wärmewende geht in Deutschland nur schleppend voran. Die Gründe sind vielschichtig – und die Folgen immens: Die Politik ist zerstritten, die Verbraucher sind verunsichert. Im Zentrum steht die eskalierte mediale Hetzkampagne um das Gebäudeenergiegesetz (GEG), auch bekannt als „Heizhammer“. Wie geht es nun mit der Wärmewende weiter? Dieser Frage geht der ARD Podcast „Druck im Kessel“ auf den Grund. 

Als die Ampel-Koalition eine Novelle des GEG auf den Weg bringt, hagelt es Kritik von allen Seiten. Uneinigkeit zwischen den Koalitionspartnern, mangelnde parlamentarische Beteiligung, ein „dysfunktionales Gesetzgebungsverfahren“ und ideologiegetriebene Stimmungsmache befeuerten die Debatte nach Ansicht verschiedener Experten, die im Podcast zu Wort kommen. Ins Zentrum dieser Debatte rückt die Wärmepumpe.  

Wärme ohne Feuer 

Die Technologie ist nicht neu: Im niedersächsischen Holzminden produziert das Familienunternehmen Stiebel Eltron bereits seit fünfzig Jahren Wärmepumpen. 2024 gingen in der Produktionshalle etwa 40.000 Geräte vom Band. Als während der Ölkrise in den 1970er Jahren die Preise für Heizöl massiv anstiegen und gleichzeitig ein Bewusstsein für den Klimawandel und die Grenzen des Wachstums geschaffen wurden, stieg der Familienbetrieb in das Wärmepumpengeschäft ein.  

Trotz der Aufbruchsstimmung in Holzminden sei die Wärmepumpe lange ein Nischen-Produkt gewesen. Heizungssysteme seien klassischerweise ein low-interest-Produkt, so Dr. Kai Schiefelbein, Vorsitzender Geschäftsführer von Stiebel Eltron. Die Verbraucher hätten sich über Jahrzehnte lediglich für Kosten und Lebensdauer interessiert. Deswegen habe sich in den deutschen Heizungskellern lange nichts verändert.  

Fossile Energieträger stellen noch immer rund 70 Prozent der Heizenergie in Deutschland. Werden die direkten und indirekten Treibhausgasemissionen betrachtet, macht das Heizen rund ein Fünftel der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen aus. Einst als „saubere Heizung“ auf dem Markt eingeführt, sei die Gasheizung inzwischen technologisch ausentwickelt und obsolet, so Verfahrensingenieur Jonas Knote im Podcast. Gasthermen hätten in Heizungskellern eigentlich nichts mehr zu suchen – insbesondere in Anbetracht des Klimawandels.  

Erneuter Boom von Öl und Gas 

Die Debatte um das „Heizungsgesetz“ habe den Eindruck erzeugt, dass das Heizen mit Öl und Gas von der Regierung bald gänzlich verboten würde. Brennstoff in einer bereits aufgeheizten Debatte und in Zeiten geopolitischer Unsicherheit: Viele Hausbesitzer hätten „Panikkäufe“ getätigt und ihre alten Öl- oder Gasheizungen noch schnell gegen eine neue ersetzt. Sei es aus finanziellen Gründen oder um einer vermeintlichen Bevormundung zu entgehen. Durch diesen erneuten, kurzzeitigen Boom von Öl und Gas wurden fossile Heizenergien für die nächsten zwanzig Jahre in vielen deutschen Heizungskellern fest verankert.  

Kommt jetzt die Wende? 

Auch wenn die Aufregung um das GEG inzwischen abgeflaut sei, bleibe die Verunsicherung zurück. Denn eine erneute Novellierung des GEG unter der neuen Bundesregierung stehe im Raum. Die Heizungsbranche wünsche sich vor allem eins: Verlässliche politische Rahmenbedingungen und Planungssicherheit. Ein Festhalten an alten Technologien wie der Gasheizung behindere zudem den Fortschritt und bedrohe die wirtschaftliche Entwicklung. Ähnlich wie in der Solarbranche könnte der Anschluss an asiatische Wettbewerber verpasst werden.  

Abhilfe schaffen könnte die für 2027 geplante Einführung des europäischen Emissionshandelssystems, ETS2. Mit steigenden CO2-Preisen würden fossile Heizungen zunehmend unattraktiv, was den Erneuerbaren Energien einen Aufschub geben könnte.  

Kommentar des BWP: Erster Meilenstein erreicht 

In der ersten Jahreshälfte 2025 landete erstmals die Wärmepumpe auf dem ersten Platz des deutschen Heizungsmarktes. Laut Statistik des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie e.V. (BDH) und des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) e.V. lag der Absatz von Wärmepumpen zwischen Januar und Juni bei rund 139.000 Geräten. Ob die Wärmepumpe die Spitzenreiter-Position halten kann, hängt signifikant von der neuen Bundesregierung ab.  

 „Hauseigentümer bevorzugen inzwischen eindeutig die Wärmepumpe“, sagt BWP-Geschäftsführer Dr. Martin Sabel. „Eine Mehrheit hat längst verstanden, dass das Heizen mit fossilen Energien keine Zukunft hat. Es ist klimaschädlich und angesichts der Weltlage mit hohen Risiken hinsichtlich des Preises und der Versorgungssicherheit verbunden“, so Sabel weiter. „Der Wunsch nach mehr Dynamik im Heizungskeller darf nicht zu Versuchen führen, die Nachfrage nach Öl und Gas gegen den Trend wiederzubeleben. Die Zahlen zeigen klar auf, dass die Zukunft in den erneuerbaren Alternativen, vor allem in der Wärmepumpe liegt. Die Branche steht bereit, den weiteren Hochlauf zu stemmen.“  

Wie es um die Wärmewende in Deutschland steht, erfahrt ihr hier im Podcast!