Europa Aktuell: ETS2–Rückenwind für die Wärmewende

Ab 2027 wird das zweite Emissionshandelssystem der EU (ETS2) wirksam. Es bepreist erstmals den CO₂-Ausstoß aus dem Gebäudesektor und dem Straßenverkehr. Diese Relevanz erkennt auch die EHPA und engagiert sich europaweit. Das Ziel: ETS2 soll sich als ein zentrales Instrument für die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung in Europa etablieren. Denn gerade für den Wärmepumpensektor bietet es Chancen. In Europa braucht es dafür aber eine zügige und robuste Umsetzung, meint die EHPA und bittet nationale Verbände um Engagement. Der BWP setzt sich für eine fristgerechte Umsetzung des ETS2 in Deutschland ein um über einen nationalen Mindestpreis mit steigendem Pfad Planungssicherheit zu schaffen.


Warum das neue Emissionshandelssystem entscheidend für die Wärmepumpen-Branche ist.

CO₂-Preis als Beschleuniger der Wärmewende. Durch das ETS2 kommt es europaweit zu einem CO₂-Preis auf den direkten Verbrauch fossilen Brennstoffen in Haushalten. Die Einführung eines europäischen Instruments stärkt das gemeinsame Bekenntnis zu den Klimazielen. Viele Mitgliedstaaten verfügen bereits heute über nationale Emissionshandelssysteme – etwa Deutschland, Schweden, Frankreich und Portugal – oder setzen andere preissteuernde Instrumente für fossile Energieträger ein, wie etwa Energiesteuern, die ähnlich hohe Lenkungswirkungen entfalten, beispielsweise in den Niederlanden, Italien, Ungarn oder der Slowakei.

Der marktbasierte Mechanismus hinter dem ETS2 fördert so den Wechsel zu emissionsfreien Heizlösungen wie zum Beispiel der Wärmepumpe. Denn laut der Europäischen Kommission, entfällt circa 80 Prozent der verbrauchten Energie in EU-Haushalten auf Heizung und Kühlung. Während Stromverbrauch bereits seit Jahren im ETS1 bepreist wird, blieben fossile Brennstoffe im Gebäudesektor und Straßenverkehr bisher außen vor. Das ändert sich nun ab 2027.

Die damit einhergehende Preiskorrektur im europäischen Kontext sendet klare Signale an Verbraucher, Investoren und Hersteller: Dekarbonisieren lohnt sich nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich!

Gleichzeitig stärkt es langfristig die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie im erneuerbaren Energiesektor. Gerade im deutschen Kontext wird immer wieder Planungssicherheit von der Politik gefordert. Genau hier ist ETS2 als ein zentraler Hebel vorgesehen.

Genau deswegen setzt sich der BWP dafür ein, den ETS2 fristgerecht umzusetzen und so über einen nationalen Mindestpreis mit steigendem Pfad Planungssicherheit zu schaffen. Gleichzeitig werden so ausreichende Einnahmen generiert, um Investitionsanreize – etwa durch Förderprogramme oder wettbewerbsfähige Strompreise – zu finanzieren. Langfristig trägt dies zudem dazu bei, die Zertifikatspreise zu stabilisieren, da die Emissionen schneller sinken.


Milliarden für klimafreundliches Heizen nutzen. ETS2 generiert Einnahmen durch das Auktionieren von CO₂-Zertifikaten. Eine Zuteilung entspricht einer Tonne CO₂. Prognosen der Wirtschafts-Think-Tank Bruegel geht von Erlösen zwischen 342 und 570 Milliarden Euro für den Zeitraum 2027 bis 2032 aus. Diese Mittel stehen den Mitgliedstaaten nach bestimmten Verteilungsschlüsseln zur Verfügung.  

Die Einnahmen hängen von den Zertifikatspreisen ab – und diese wiederum von den erreichten Emissionsminderungen sowie der daraus resultierenden Nachfrage.
Für die Preiserwartungen sind nicht nur die marktseitigen Preisstabilisierungsmechanismen des ETS2 entscheidend, sondern auch die politische Glaubwürdigkeit und das Zusammenspiel mit weiteren Klimaschutzinstrumenten. Vor diesem Hintergrund ist erklärbar, warum Studien für das Jahr 2030 eine mögliche Preisspanne zwischen 60 und 380 Euro je Zertifikat prognostizieren.

Diese Unsicherheit erschwert sowohl Investitionsentscheidungen als auch die rechtzeitige Umstellung von Verbraucherinnen und Verbrauchern auf klimafreundliche Technologien. Investitionen werden in der Regel dann getätigt, wenn steigende Zertifikatspreise erwartet werden oder wenn klimafreundliche Alternativen im Vergleich wirtschaftlicher erscheinen.

Politische Unsicherheiten zeigen sich jedoch bereits auf europäischer Ebene – noch vor den ersten Jahren der ETS2-Umsetzung. Entscheidend ist nun, zu verhindern, dass die derzeit noch geringen Effekte auf fossile Energiepreise zu Lock-in-Effekten führen, die klimaschädliche Technologien unnötig verfestigen.

Die Vorgaben zur Mittelverwendung sind klar begrenzt: So können und müssen ETS2-Einnahmen gezielt für die Wärmewende gerade im Gebäudesektor verwendet werden. Das gilt insbesondere für den Klimasozialfonds (Social Climate Fund, SCF), der zuerst mit den Einnahmen aus dem Zertifikatehandel gespeist wird. Daraus können bereits 2026 Mittel beantragt werden, Voraussetzung ist die Erstellung eines Klimasozialplans und Einreichung bei der EU-Kommission. Insgesamt wird der SCF bis 2032 mit 65 Mrd. Euro ausgestattet sein, Deutschland stehen nach dem Verteilungsschlüssel 8 Prozent des Gesamtvolumens zu. Damit sind für den Zeitraum von 2026 bis 2032 5,3 Mrd. Euro gesichert. Die restlichen Einnahmen werden auf die anderen Mitgliedsstaaten verteilt, nach einem Verteilungsschlüssel, der sich an den historischen Emissionen orientiert. Auch diese Einnahmen sollen der Finanzierung der Klimasozialpläne dienen, Deutschland ist hier mit einem Anteil von 23,7 % der Einnahmen vorgesehen.

Ziel der Klimasozialpläne soll hauptsächlich die Unterstützung einkommensschwachen Haushalten beim Übergang zu klimafreundlicher Wärme sein. Wärmepumpen spielen hierbei eine zentrale Rolle. Laut Analysen vom European Environmental Bureau und LCP-Delta könnten in der EU mit dem Klimasozialfond bis zu 65 Prozent der energiearmen Haushalte vor steigenden Gaskosten geschützt werden. Ein wichtiger Schutz aber noch nicht ausreichend.

Auf was es jetzt ankommt. Für den europäischen Wärmepumpensektor ist ETS2 ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Doch um sein volles Potenzial zu entfalten, muss durch einen verlässlichen Rechtsrahmen regulatorische Stabilität geschaffen werden. Das bedeutet auch, dass die EU-Mitgliedsstaaten den ETS2 vollständig in nationales Recht überführen müssen, um die Einnahmen rechtzeitig und gezielt zu nutzen. Gleichzeitig sollte das System durch komplementäre Maßnahmen – wie Ordnungsrecht und gezielte Förderprogramme – ergänzt werden. Das ist entscheidend, um Emissionen frühzeitig zu senken und Investoren gezielt zu unterstützen.

Nur so kann sich der ETS2 als wirtschaftlicher Hebel etablieren, der zugleich einen sozialen Ausgleich schafft und ein geopolitisches Sicherheitsnetz bietet.