Eine Podcast-Folge des Deutschlandfunks
Der Spätsommer ist da und der Beginn der Heizsaison nähert sich bereits in großen Schritten. Hitzetage sind in diesem Jahr nicht mehr zu befürchten – doch wie lassen sich Kühlen im Sommer und Heizen im Winter in Einklang bringen? Kai Rüsberg (Deutschlandfunk) spricht mit einer Hausbesitzerin und zwei Experten über die Kühlung mit Geothermie und Wärmepumpe.
Bettina Dölling lebt in einem Holzhaus im Rheinland. Das Haus wird über zwei circa 70 Meter tiefe Erdwärmesonden beheizt und gekühlt. Das Haus ist nach aktuellen energetischen Standards gedämmt und verfügt über eine Fußbodenheizung. Die Sole wird über Schläuche in den Untergrund geleitet und dort erwärmt. Das so erwärmte Medium wird im Winter von der Wärmepumpe als Wärmequelle benutzt. Der große Vorteil: Das Erdreich hat anders als die Außenluft eine konstante Temperatur, die von der Wärmepumpe dann auf ein komfortables Niveau angehoben wird.
Wie funktioniert die Kühlung?
Hier nutzt die Wärmepumpe ebenfalls die Konstanz der Untergrundtemperaturen aus: Die liegt mit 10-13 Grad Celsius deutlich über dem Gefrierpunkt, ist aber auch kühler als die Außentemperaturen im Sommer. Dann leitet eine stromsparende Umwälzpumpe das von der Sole abgekühlte Wasser in der Fußbodenheizung durch das Haus. Die Temperatur ist auf 19 Grad abgeregelt, damit sich auf dem Fußboden kein Kondenswasser bildet. Bei dieser Form der passiven Kühlung wird die Raumtemperatur um maximal drei bis fünf Grad abgesenkt. Die Wärmepumpe selbst muss für diese Form der Kühlung also nicht anspringen. Lediglich die Regelungstechnik und die Umwälzpumpe kommen zum Einsatz.
Wie viel Strom wird verbraucht?
Die Geothermie-Wärmepumpe ist ökologischer als eine klassische Klimaanlage – und verbraucht auch weniger Strom. Das passive Kühlen ist laut dem interviewten Experten zudem besonders günstig und effizient: Aus einer Kilowattstunde Strom würden 20 bis 30 Kilowattsunden Kälte bereitgestellt, so Timm Eicker vom Kompetenzzentrum Oberflächennahe Geothermie am Fraunhofer IEG.
Gibt es Risiken für das ökologische Gleichgewicht?
Vereinzelt gebe es Bedenken, dass Erdbohrungen die Temperatur in den grundwasserführenden Schichten beeinflussen würden: Insbesondere durch die Einleitung von Wärme beim Kühlvorgang. Der Wärmeeintrag in das Grundwasser sei durch das Kühlen mit Geothermie jedoch sehr gering, so Dr. Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbandes Wärmepumpe e.V. im Interview. Zudem seien Temperaturgrenzen für den Wärmeeintrag in den Boden durch Normen festgelegt.
Ein Risiko für das ökologische Gleichgewicht würde nicht entstehen, bekräftigt auch Timm Eicker. Dazu würden die Leistungen der Wärmepumpen im Einfamilienhaus-Sektor nicht ausreichen. Anders könne die Situation jedoch bei größeren kommunalen Gebäuden beurteilt werden, weswegen diese Aspekte umfänglicher in der Planung solcher Projekte berücksichtigt werden.