Deutschlandfunk Kultur
Eine der drängendsten technologischen Aufgaben des 20. Jahrhunderts sei der möglichst vollständige Ersatz der erschöpflichen Kohlevorräte mit erneuerbaren Energien, schrieb eine deutsche Zeitung schon im Jahr 1923. Sonnenenergie, Windkraft und sogar Erdwärme: Erneuerbare Energien seien in den 1920er Jahren über Parteigrenzen hinweg eines der dominierenden Themen in den Medien gewesen. Doch was wurde aus dem Fortschrittsgedanken der 1925er Jahre? Deutschlandfunk Kultur rekonstruiert die Geschichte der Energiewende.
Die globale Erwärmung durch Treibhausgase sei noch weithin unbekannt gewesen. Auch die Verbesserung der Luftqualität in den Städten, die durch die Verbrennung von Kohle mit Ruß und Smog verschmutzt war, habe nur eine geringe Rolle gespielt. Ausschlaggebend für den Diskurs um Erneuerbare Energien seien stattdessen ökonomische Überlegungen gewesen.
Kohle wird knapp
Als Folge des ersten Weltkrieges habe Deutschland ein massives Energieproblem erfahren, so der Podcast. Nach der Niederlage im Krieg habe Deutschland Kohlereviere an die Nachbarländer Polen und Frankreich abtreten müssen. Ab 1923 sei zudem das Ruhrgebiet von Frankreich und Belgien besetzt worden, da die Weimarer Republik ihre Reparationszahlungen nicht habe leisten können. Duch die Verkappung seien auch die Energiepreise deutlich angestiegen.
Suche nach alternativen Energiequellen
In den 1920er Jahren habe es bereits erste technische Versuche gegeben, mithilfe einer „Sonnenmaschine“ Solarstrahlung nutzbar zu machen. Die Photovoltaik, wie wir sie heute kennen, sei damals noch Zukunftsmusik gewesen. Windkraft sei ebenfalls eine vielversprechende Technologie gewesen, die mit dem damaligen Entwicklungsstand allerdings an statischen Problemen gescheitert sei. Wasserkraft hingegen sei technisch bereits in großem Leistungsbereichen nutzbar gewesen. Die hydroelektrische Revolution Ende des 19. Jahrhunderts habe zu einem neuen Aufschwung geführt: Staudämme, Talsperren und Kraftwerke seien errichtet worden, um Elektrizität bereitzustellen.
Geothermie – die Energiequelle der Zukunft?
Neben Wind-, Wasser- und Sonnenenergie habe auch die Geothermie im 20. Jahrhundert ein Comeback erlebt. Bereits in der Antike sei sie genutzt worden, um römische Bäder und Villen zu beheizen. Ein erstes geothermisches Kraftwerk sei 1904 in der Toskana ans Netz gegangen. Siegfried Hartmann, ein technischer Publizist, beschreibt Erdwärme im Jahr 1923 gar als „Energiequelle der Zukunft“. Sie sei die zuverlässigste und ergiebigste Quelle zur Energiegewinnung.
Warum sich der vielversprechende Aufstieg der erneuerbaren Technologien im 20. Jahrhundert dennoch nicht gegen die Kohleverstromung behaupten konnte, erfahrt ihr hier in der Podcast-Folge!

