Podcast-Check: „Das Heizungsgesetz funktioniert – mit Martin Sabel (BWP)“  

Klima-Labor von ntv – wie retten wir die Erde?

Als das große Streitthema der Ampel gestartet, beschäftigt die oft als „Heizungsgesetz“ bezeichnete GEG-Novelle 2023 nun auch die Schwarz-Rote Koalition. Im Koalitionsvertrag steht: Das Heizungsgesetz wird abgeschafft. Konkret geht es dabei um Paragraph 71 des Gebäudeenergiegesetzes (GEG). Wie steht die Branche zur aktuellen Debatte und welche Effekte hat die Novelle aus dem Jahr 2023 bisher erzielt? Dazu spricht Dr. Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) e.V., als Gast im Klimalabor-Podcast von n-tv 

Politisch und gesellschaftlich sei das Heizungsgesetz ein Misserfolg gewesen, denn es habe zu tiefen Verwerfungen geführt, so Podcast-Host Clara Pfeffer. Aber wirtschaftlich und klimapolitisch zeigten sich bereits Erfolge. Auch Martin Sabel sieht die Kommunikation um den Paragraphen 71 als im Jahr 2023 als politisch verheerend an – es habe viele Falschinformationen gegeben und es sei vieles polemisiert worden. Dennoch zeige das Gesetz als solches die gewünschte Wirkung und werde von Industrie und Handwerk bereits angenommen und umgesetzt. „Die Menschen wenden sich offensichtlich ab von den fossilen Heizsystemen – das ist auch dringend notwendig.“, betont Sabel.  

Branche zwischen Aufbruchstimmung und Unsicherheit 

Die Stimmung in der Branche sei aktuell wieder positiv. Die Wärmepumpe sei in diesem Jahr erstmals das meistverkaufte Heizsystem in Deutschland, der Verband rechne mit rund 300.000 abgesetzten Geräten in 2025. Ein wichtiger Meilenstein für die Wärmewende. Denn die Wärmepumpenbranche hat wechselhafte Jahre hinter sich: Vor der Verabschiedung des Paragraphen 71 GEG habe es im Zuge des russischen Gaslieferstopps einen regelrechten Run auf die Wärmepumpe gegeben. Die Industrie habe ihre Produktionskapazitäten erhöht und massive Investitionen getätigt.  

Doch durch die Verbreitung von Fehlinformationen und polemisierte politische Debatten seien die Absatzzahlen im Jahr 2024 stark eingebrochen. Diese Talsohle sei nun durchschritten. Für das Jahr 2026 seien laut Verband unter optimalen politischen Bedingungen, die eine Senkung der Stromsteuer für alle Verbraucher einschließe, bis zu 500.000 abgesetzte Geräte möglich.   

Das Gesetz wirkt – und soll weg? 

Dennoch möchte die Union in diesem Jahr einen Vorstoß machen, das Gebäudeenergiegesetz zu reformieren. Insbesondere der Paragraf 71, das sogenannte „Heizungsgesetz“, soll abgeschafft werden. Dieser Paragraf besagt, dass neue Heizungen mit 65 Prozent erneuerbaren Energien betrieben werden müssen. 

Das Ambitionsniveau dürfe im Gebäudesektor allerdings nicht nachlassen – dieser hinke ohnehin weit hinter den deutschen Klimazielen und europäischen Vorgaben hinterher, warnt Sabel. Es gehe dabei nicht nur um Klimaziele. Auch die Energiesicherheit und Unabhängigkeit von ausländischen Energie-Importen stehe im Fokus, sowie der Beitrag zur Wirtschaftsleistung und Wertschöpfung in Deutschland. Und letztlich: Günstiges Heizen in der Zukunft.  

Klimaschutz vs. Wirtschaftswachstum: Ein künstlicher Konflikt 

„Dieser vermeintliche Konflikt, der immer aufgebaut wird, Klimaschutz gegen Wirtschaftswachstum oder wirtschaftlichem Wohlstand, den finde ich total absurd.“, resümiert Sabel. Die grünen Technologien seien Zukunftstechnologien, die weltweit auf dem Vormarsch seien. In Deutschland würden stattdessen rückwärtsgewandte Diskussionen geführt, ob es sich nicht doch lohne, noch länger an fossilen Technologien festzuhalten.  

Er warnt: „Rechts und Links werden wir überholt von denen, die mit den grünen Technologien strikt nach vorne marschieren. Das ist uns bei der Photovoltaik passiert, das ist uns bei der E-Mobilität fast passiert und das droht uns nun bei den Heizungstechnologien.“ Der Erfolg der Wärmepumpe „made in Germany“ auf dem Spiel. Deutschland dürfe den globalen Megatrend der grünen Technologien nicht verschlafen.  

Wie geht es weiter? 

Welche Überarbeitungen am GEG sinnvoll sein könnten, warum die Förderung aktuell noch notwendig ist und wie sich die Preise für Wärmepumpen in den nächsten Jahren senken lassen, erfahrt ihr hier in der Podcast-Folge