Leonhard von Harrach ist CEO von Aira in Deutschland. Das junge Unternehmen aus Schweden hat vor Kurzem eine erste Wärmepumpe auf den Markt gebracht.
Im BWP-Interview spricht der Geschäftsführer von Aira über die ersten Schritte und gegenwärtige Chancen und Herausforderungen.
Herr von Harrach, ihr Unternehmen Aira Home hat ja vor kurzem seine erste Wärmepumpe auf dem Markt gebracht. Was hat Sie zur Entwicklung eines eigenen Gerätes geführt?
„Nun, die Wärmepumpe, die gibt es ja schon sehr lange und es gibt ganz hervorragende Produkte auf dem Markt. Trotzdem sehen wir einiges an Potenzial, Dinge besser zu machen. Dabei kommt es uns zugute, dass wir die Erfahrung der letzten Jahrzehnte gut nutzen können, aber eben ohne jeglichen Ballast der Vergangenheit. Wir haben keine historischen Geschäftsfelder, die wir berücksichtigen müssen, sondern können im Prinzip frei und neu planen.
Unser Ziel ist es, die Kosten bei gleichbleibend hoher oder sogar höherer Leistung deutlich zu reduzieren. Gleichzeitig möchten wir das volle Potenzial der Konnektivität ausschöpfen, indem wir es von Anfang an konsequent berücksichtigen. Wir streben auch an, die Installation und den Betrieb für Endkunden zu vereinfachen, sowie die Arbeit der Monteure zu verbessern und die Nutzung für die Endkunden zu optimieren. Zusätzlich wollen wir optisch neue Akzente setzen. Zusammengefasst geht es um die Reduzierung der Kosten und die konsequente Vernetzung, was deutliche Vorteile bei den Betriebskosten für die Endkunden mit sich bringt.“
Und wie „steinig“ war der Weg dorthin?
„Aira ist ein sehr junges Unternehmen, etwa zwei Jahre alt. Vor ungefähr einem Jahr haben wir den Schlüssel für unsere erste Fabrik in Polen erhalten und seitdem entwickeln wir unsere Wärmepumpe konsequent weiter. Innerhalb kürzester Zeit haben wir unser Produkt auf den Markt gebracht, was natürlich sehr anspruchsvoll war. Es gab viele Herausforderungen, aber wir konnten auf viel Erfahrung aufbauen. Unsere Ingenieure haben fast 20 Jahre Erfahrung in der Entwicklung von Wärmepumpen, auch für Spitzenhersteller in Schweden. Insofern haben wir das in Rekordzeit gut hinbekommen, mit sehr guten Partnern und sehr erfahrenen Mitarbeitern.“
Auf ihrer Website können Kunden mit nur wenigen Klicks herausfinden, wie viel Sie in den kommenden 20 Jahren durch eine Aira Wärmepumpe sparen werden. Ist diese, auf wenigen Parametern (Quadratmeter, Postleitzahl, bisheriges Heizsystem) beruhende Berechnung genau oder als erste Orientierung gedacht?
„Das ist nur ein erster grober Richtwert, der dem Kunden eine Orientierung bieten soll, ob es sich lohnt, sich weiter mit dem Thema auseinanderzusetzen. Im nächsten Schritt besuchen wir jedes einzelne Haus, um die Situation vor Ort genau zu bewerten, einschließlich des Alters und Zustands der bestehenden Systeme. Danach wird die Berechnung für jedes Haus individuell verfeinert.“
Welche Auswirkungen hat denn das novellierte Gebäudeenergiegesetz (GEG) für Ihr Unternehmen konkret?
„Wir sind sehr glücklich, dass der unsichere Schwebezustand des letzten Jahres überwunden ist und wir nun Planungssicherheit und Klarheit haben. Es ist wichtig, dass es bei Zukunftstechnologien Planbarkeit gibt, auf die man sich verlassen kann. Wir sind sehr zufrieden mit dem, was im Ergebnis herauskam. Die Förderung ist sehr großzügig, sie ist sehr viel flexibler und auch schneller geworden. Das gibt uns eine solide Grundlage, um unsere Arbeit fortzusetzen.“
Und wie bewerten Sie auch dessen Auswirkungen auf die Handwerksbranche in Deutschland insgesamt?
„Wir sind in einer privilegierten Position, da wir neu im Markt sind. Für viele etablierte Akteure war das vergangene Jahr sehr schwierig, da die Unsicherheit zu einem unerwarteten Stillstand geführt hat. Viele hatten sich auf einen großen Aufschwung vorbereitet, der dann ausblieb. Diese Herausforderungen waren erheblich, und ich hoffe, dass die Handwerksbranche nun insgesamt wieder zur Ruhe kommen kann. Das ist wichtig, damit wir die Kunden gründlich beraten und den Austausch in den Heizungskellern zügig voranbringen können.“
Wie bewerten Sie die neue Förderkulisse? Sind Sie zufrieden und werden die Fördermöglichkeiten Ihrer Meinung nach ausreichend gut erklärt und kommuniziert? Welche Meinungen vernehmen sie hierzu vom Stamm ihrer Kunden und Kundinnen?
„Die Kommunikation war eine große Herausforderung während dieses Prozesses und hätte kaum schlechter laufen können. Dadurch wurde ein sehr gutes Ergebnis von unsachlichen Debatten überschattet, was zu Unsicherheit im Markt führte. Diese Unsicherheit hat niemandem geholfen. Ich glaube jedoch, dass es nun sukzessive besser wird. Es liegt an uns, am BWP und an jedem einzelnen Marktakteur, dazu beizutragen, dass wieder Klarheit und Orientierung in den Markt kommen. Die Kommunikation muss verbessert werden, damit die Kunden die Fördermöglichkeiten besser verstehen und davon profitieren können.“
Welche Chancen und Herausforderungen sehen Sie denn dann für das Jahr 2024 für Ihren Betrieb?
„2024 bleibt ein sehr spannendes Jahr. Erst mal ist es ja mit einer gewissen Unsicherheit gestartet, was mit der Abwicklung der Förderung passieren wird. Zudem gibt es auch Unsicherheiten, insbesondere im Neubaubereich. Wenn wir jetzt mal davon ausgehen, dass wieder Ruhe und Sachlichkeit in die Debatte kommt, dann hoffe ich sehr, dass es gelingt, auch in dem anstehenden Wahlkampf die Instrumentalisierung zu vermeiden. Wenn wir das jedoch ausklammern, sehe ich viele Chancen für das Jahr 2024. Ein neuer, effizienterer Prozess zeichnet sich ab, und auch wir haben gute Neuigkeiten: Ein umfangreicher Kreditrahmen von über 200 Millionen Euro ermöglicht uns, Finanzierungslösungen für Endkunden anzubieten und somit den Zugang zu erleichtern. Ein zentrales Ziel in diesem Jahr ist unsere geografische Expansion. Derzeit decken wir knapp die Hälfte Deutschlands ab und möchten bis Ende des Jahres deutlich vorankommen, um im Laufe des nächsten Jahres eine vollständige Abdeckung in Deutschland zu erreichen. Zudem sind wir ambitioniert, viele Wärmepumpen zu installieren und unser Produktportfolio zu erweitern, um den Anforderungen jedes Hauses als Energieökosystem optimal gerecht zu werden.“
Mit welchen Besonderheiten hat Ihr Unternehmen vor diesem Hintergrund denn im Zuge der Wärmewende zu kämpfen? Gibt es irgendwelche lokalen Besonderheiten, die sich für sie besonders positiv oder negativ auswirken könnten?
„Die lokalen Besonderheiten in Deutschland sind stark vom Föderalismus geprägt, was eine große Herausforderung darstellt. Unterschiedliche Regelungen pro Bundesland, Kommune oder Stromversorger müssen natürlich individuell berücksichtigt werden, verhindern aber oft Effizienz und Standardisierung. Hier würden wir uns etwas mehr Fortschritt und Einheitlichkeit wünschen. Ein weiteres Problem ist die Unsicherheit bei der kommunalen Wärmeplanung, die ebenfalls sehr lokal geprägt ist. Wir hoffen auf schnelle Klarheit für alle Beteiligten. Das Heizungsgeschäft ist generell stark lokal geprägt. Man muss die lokalen Wetterbedingungen und Bestandsheizungen genau kennen. Es handelt sich um ein sehr praktisches, analoges Geschäft, bei dem saubere Handwerksarbeit langfristige Kundenzufriedenheit sicherstellen muss. Positiv könnte sich auswirken, dass wir durch unsere lokale Präsenz und Expertise in der Lage sind, uns gut an die regionalen Gegebenheiten anzupassen und maßgeschneiderte Lösungen anzubieten. Das ermöglicht uns, individuell auf die Bedürfnisse unserer Kunden einzugehen und hohe Zufriedenheit zu gewährleisten.“
Stichwort saubere Handwerksarbeit. Die Branche und nicht nur diese Branche hat ja seit vielen Jahren das Problem des Fachkräftemangels und der Qualifizierung. Inwiefern ist Ihr Unternehmen denn davon von diesem branchenübergreifenden Problem betroffen? Oder vielleicht auch, da Sie ein jüngeres Unternehmen sind, auch nicht betroffen? Und was kann man dagegen tun, dass Sie selbst oder auch die Politik, um an diesem Hebel anzusetzen?
„Das Thema Fachkräftemangel kann man aus vielen Perspektiven betrachten. Einerseits sehen wir nicht nur einen Mangel an Fachkräften, sondern auch einen erheblichen Nachfrageanstieg in der Branche. Die zusätzliche Modernisierung, die neben dem normalen Betrieb und Servicegeschäft anfällt, stellt uns vor große Herausforderungen. Hier gibt es jedoch viel Verbesserungspotenzial. Unser Ansatz ist, durch Spezialisierung der Abläufe und Prozesse sicherzustellen, dass wir mit den verfügbaren Fachkräften möglichst viel erreichen können. Dies ist ein wichtiger Hebel. Darüber hinaus wollen wir dazu beitragen, das Handwerk attraktiver zu machen. Viele Unternehmen haben die Modernisierung und Digitalisierung noch nicht vollständig umgesetzt, was junge, ambitionierte Kräfte abschrecken kann. Wir möchten ein Umfeld bieten, in dem sich Mitarbeiter langfristig weiterentwickeln können, was in kleineren Handwerksbetrieben oft nur begrenzt möglich ist. Wir setzen auch auf unsere eigene Akademie und unser Ausbildungsprogramm, um sicherzustellen, dass alle verfügbaren Kräfte, einschließlich Quereinsteiger, schnell zu Wärmepumpenspezialisten ausgebildet werden. So können wir die Lücke an Fachkräften schließen. Insgesamt sehen wir dem Fachkräftemangel weniger besorgt entgegen, wenn man es richtig angeht. Es ist wichtig, ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten, Menschen angemessen zu bezahlen und gut zu behandeln. Hier steckt noch viel Potenzial, das wir nutzen können.“
Was begeistert Sie denn an Ihrem Beruf und welche Projekte machen Ihnen besonders viel Freude?
„Ich bin ein Überzeugungstäter in Sachen Nachhaltigkeit. Besonders spannend finde ich es, in Bereichen zu arbeiten, wo es darum geht, ein gesundes, profitables Geschäft aufzubauen und gleichzeitig dazu beizutragen, dass die Welt sich in die richtige Richtung bewegt. Die Notwendigkeit, Verbesserungen in Bezug auf CO2-Emissionen zu erzielen und die Abhängigkeit von Öl und Gas zu verringern, ist mir eine Herzensangelegenheit. Gleichzeitig macht es mir besonders viel Freude, ein großartiges Unternehmen wie Aira aufzubauen, das Hunderte und vielleicht sogar Tausende von Mitarbeitenden stolz darauf macht, hier zu arbeiten.“
Letzte Frage und damit alle Karten auf den Tisch! Wie heizen Sie zu Hause?
„Das Interview kommt genau zur richtigen Zeit! Seit einigen Wochen heize ich mit der ersten Aira Wärmepumpe, die in Deutschland installiert wurde und zugleich bei mir ihr Zuhause gefunden hat. Sie funktioniert hervorragend, das Wasser ist warm und meine Familie ist glücklich. Außerdem sieht sie auch noch schön aus draußen – ich bin sehr stolz darauf.“
Vielen Dank für das Interview, Herrn von Harrach!
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