Sehenswert: Infrarotheizung – Super günstige Heizung im Neubau und Altbau?

Faktencheck Infrarot von Energiesparkommissar Carsten Herbert 

Infrarot bezeichnet Wärmestrahlung, die beispielsweise von der Sonne auf die Erde trifft. Können wir uns mit einer Infrarotheizung „die Sonne ins Haus holen“ und damit kostengünstig und einfach heizen, wie von einigen Experten behauptet wird? Dieser Frage geht Energiesparkommissar Carsten Herbert in seinem neusten YouTube-Video auf den Grund.  

Wer sich an einem klaren, kalten Wintertag in die Sonne setzt, merkt einen spürbaren Temperaturunterschied: Was sich angenehm warm anfühlt, ist die Infrarotstrahlung der Sonne, die auf unseren Körper trifft und diesen spürbar aufwärmt. Die Luft ändert ihre Temperatur dadurch nicht – lediglich der Körper, auf den die Wärmestrahlung trifft, wird erwärmt.  

Wie funktioniert Infrarotstrahlung? 

Nach dem gleichen Prinzip arbeiten Infrarotheizungen. Ein Temperaturstrahler gibt Wärmestrahlung ab. Die Strahlung erwärmt beispielsweise Wände oder Möbelstücke, die sich dadurch aufheizen. Diese Körper können dann auch die sie umgebende Luft erwärmen. Die Umgebungsluft erwärmt sich also nie direkt über die Infrarotstrahlung, sondern immer nur über diesen „Umweg“.  

Hochtemperaturstrahler 

Um zu zeigen, wie eine solche Heizung aussehen kann, hat Carsten Herbert ein historisches Relikt im Gepäck: Einen noch funktionierenden Infrarotheizofen von circa 1938. Die Heizspiralen erreichen Temperaturen über 200 Grad Celsius. Die abgegebene Wärmestrahlung liegt im für den Menschen sichtbaren Infrarot-Bereich. Wird der Heizstrahler in Betrieb genommen, leuchten die sich aufheizenden Heizspiralen deutlich sichtbar in orange-rot.  

Niedertemperaturstrahler 

Bei Niedertemperaturstrahlern liegen die erreichten Temperaturen unter 200 Grad Celsius. Bei einigen sogar deutlich darunter, wie bei Fußboden- oder Wandheizungen sowie Kachelöfen. Auch hier funktioniert die Wärmeübertragung über Infrarot. Allerdings liegt die Strahlung mit Temperaturen unter 200 Grad Celsius außerhalb des für Menschen sichtbaren Lichtspektrums. Die Wärmeübertragung ist demnach „unsichtbar“. Zu diesen Niedertemperaturheizungen zählen beispielsweise Infrarot-Heizpaneele, die an Wand oder Decke montiert sowie freistehend aufgestellt werden können. Diese Paneele arbeiten in einem Temperaturbereich zwischen 80 bis 120 Grad Celsius. Deckenpaneele könnten vereinzelt auch Temperaturen bis 200 Grad Celsius erreichen, so Herbert.  

Anwendungsbereiche von Infrarot-Heizungen 

Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig, zum Beispiel im Außenbereich von Gastronomiebetrieben, damit die Gäste sich auch an kühlen Abenden draußen aufhalten können. Aber ist die Technologie auch geeignet, um damit das ganze Haus oder die Wohnung zu beheizen? Zumindest was die Anschaffungskosten angeht, scheint sie eine attraktive Option zu sein, da sie deutlich günstiger als wasserführende Heizsysteme ist, und auch günstiger als die Luft-Luft-Wärmepumpe. Allerdings bleibt noch die Frage nach den Betriebskosten.  

Stromverbrauch im Vergleich 

Bei einer durchschnittlichen Jahresarbeitszahl von drei macht die Wärmepumpe aus jeder verbrauchten Kilowattstunde Strom drei Kilowattstunden Wärme. Bei der Infrarotheizung ist das Verhältnis dagegen deutlich schlechter. Ähnlich wie ein Heizlüfter oder ein Fön schafft die Infrarotheizung ein Verhältnis von 1:1 zwischen verbrauchtem Strom und erzeugter Wärme. Das bedeutet, dass die Infrarotheizung im Vergleich zur Wärmepumpe für die Erzeugung von drei Kilowattstunden Wärme die dreifache Menge an Strom verbraucht. Die Infrarotheizung ist also ein Stromfresser.  

Kostencheck Neubau und Altbau 

Carsten Herbert hat hier Beispiele mitgebracht und rechnet vor, wie teuer das Heizen mit Infrarot wirklich ist: Zum Beispiel in einem Neubau mit 120 Quadratmetern Wohnfläche und einem Heizenergieverbrauch von 6.000 Kilowattstunden pro Jahr; bei einem Strompreis von 40 Cent pro Kilowattstunde. Mit einer Wärmepumpe mit einer Jahresarbeitszahl (JAZ) von 3 lägen die Heizkosten bei 800 Euro pro Jahr. Mit der Infrarotheizung hingegen wären es 2.400 Euro, also dreimal so teuer.  

„Dramatisch wird es erst, wenn man die Rechnung für einen Altbau macht.“ 
Carsten Herbert 

Bei einem unsanierten Altbau mit Baujahr vor 1978 steigen die Kosten drastisch an. Im Beispiel rechnet Herbert erneut mit einer Wohnfläche von 120 Quadratmetern, allerdings bei einem Heizenergieverbrauch von nunmehr 24.000 Kilowattstunden pro Jahr. Mit einer Wärmepumpe (JAZ = 3) liegen die jährlichen Heizkosten somit bei 3.200 Euro. Bei der Infrarotheizung jedoch steigen die Heizkosten auf jährlich 9.600 Euro an.  

„Fast 10.000 Euro nur fürs Heizen – da wird ein warmes Haus dann schon zum Luxusgut.“ Carsten Herbert 

Zu welchem Ergebnis eine aktuelle Studie über Infrarotheizungen kommt und welche Mythen über die Heiztechnologie dadurch widerlegt werden, erfahrt ihr hier im Video