NDR-Podcast „Mission Klima – Lösungen für die Krise“
Im dänischen Esbjerg versorgt die größte Meerwasser-Wärmepumpe der Welt rund 25.000 Haushalte klimaneutral mit Wärme. Experten sehen auch in Deutschland großes Potenzial, Großwärmepumpen in Fernwärmenetzen einzusetzen. Die Podcast-Hosts Susanne Tappe und Arne Schulz erklären, vor welchen Herausforderungen die Technologie steht.
Flensburg, Mannheim, Hamburg, Hannover und viele weitere Städte setzen bereits auf Großwärmepumpen. In Köln entsteht ein neues Leuchtturm-Projekt: Eine Anlage mit 150 Megawatt Leistung, die Flusswärme aus dem Rhein als Wärmequelle nutzt. Damit wäre die Anlage, wenn sie in Betrieb geht, die bisher größte in Europa und könnte rund 50.000 Haushalte mit Fernwärme versorgen.
In kommunalen Fernwärmenetzen könnten Großwärmepumpen in den nächsten zwanzig Jahren sogar 70 Prozent der benötigten Fernwärme bereitstellen. Zu diesem Ergebnis kommt eine kürzlich veröffentlichte Studie von Forschern des Fraunhofer-Instituts in Zusammenarbeit mit dem Thinktank „Agora Energiewende“.
In anderen Ländern ist diese Entwicklung deutlich weiter: In Schweden entstanden bereits in den 80er Jahren erste Großwärmepumpen-Projekte. In Dänemark ist die Technologie seit 2010 auf Erfolgskurs. Das liegt auch daran, dass es in diesen Ländern seit Jahren einen CO2-Preis auf Wärme gibt, was klimafreundliche Alternativen besonders attraktiv macht. Zudem gibt es staatliche Förderprogramme.
Investitionsförderung
Eine Förderung für Großwärmepumpen-Projekte gibt es inzwischen auch in Deutschland: eine Investitionsförderung von 40 Prozent über die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze. Zusätzlich ist eine Betriebskostenförderung möglich. So trauen sich mehr Stadtwerke an die Projektplanung und greifen dabei auch auf Erfahrungen aus den skandinavischen Nachbarländern zurück.
Die Investitionskosten des Projekts in Köln belaufen sich auf rund 280 Millionen Euro. Der Betreiber Rheinenergie wird dabei sowohl vom deutschen Staat als auch von der Europäischen Union mit einer Investitionsförderung unterstützt, um das Projekt realisieren zu können. Jedoch müssen auch die Betriebskosten betrachtet werden.
Wirtschaftlichkeit
Auf dem Markt ist insbesondere das Verhältnis von Strom- zu Gaspreise entscheidend für die Wirtschaftlichkeit von Großwärmepumpen-Projekten. In Deutschland liegt das Verhältnis derzeit bei 3:1 (Strom zu Gas). Die hohe Effizienz der Wärmepumpe kann diesen Nachteil bereits recht gut ausgleichen. In den skandinavischen Vorreiter-Ländern liegt das Verhältnis von Strom- zu Gaspreis jedoch schon seit Jahren bei 1:1, weshalb die Wärmepumpen-Technologie sich dort durchsetzen konnte. Letztlich wird die Wirtschaftlichkeit über den Erfolg der Großwärmepumpe in deutschen Wärmenetzen entscheiden. Positiv ist, dass die Bundesregierung plant, den Strompreis in Deutschland in den nächsten Jahren zu entlasten. Gleichzeitig werden die Gaspreise sich verteuern, spätestens ab dem Jahr 2027 durch die Einführung des europäischen Emissionshandelssystems ETS2.
Welche Herausforderungen sich noch bei Großwärmepumpen stellen und wieso ein Projekt in Flensburg kritisiert wird, erfahrt ihr in der Podcast-Folge.