Markus Nitzschke ist Geschäftsführer der JuNi Gebäudetechnik GmbH. Im BWP-Interview spricht Herr Nitzschke über die Branchenentwicklung seit dem großen Wärmepumpen-Run sowie gegenwärtige Ziele und Herausforderungen für sein kasseler Unternehmen.
Herr Nitzschke, bei unserem letzten Gespräch waren Sie sehr optimistisch gestimmt, sowohl was das Ziel der 500.000 Wärmepumpen jährlich anbelangt, als auch hinsichtlich der Auftragslage für Ihren Betrieb, die JuNi Gebäudetechnik GmbH. Wie bewerten Sie diese Situation heute? Sind Branche und Eigentümer in Deutschland „on track“?
„In diesem Jahr werden in Deutschland, soweit ich weiß, nur circa 250.000 Wärmepumpen verkauft, also liegen wir da deutschlandweit ziemlich stark hinter dem Ziel zurück. Wir als kleiner Fachbetrieb mit circa 18 Mitarbeitern haben letztes Jahr 90 Wärmepumpen eingebaut und hatten durchschnittlich eine Vorlaufzeit von circa sechs Monaten. Unsere Vorlaufzeit hat sich auf drei bis vier Monate reduziert, damit können wir gut leben. Die Zahl von 90 Wärmepumpen werden wir wahrscheinlich dieses Jahr leicht übertreffen und auf circa 100 erhöhen. Gleichwohl ist mir bewusst, dass viele Marktbegleiter aus unserer Branche aktuell wesentlich weniger Wärmepumpen absetzen, was auch der deutschlandweite Absatz in absoluten Zahlen zeigt. „
In der Zwischenzeit hat sich ja auch einiges getan. Das neue GEG wurde verabschiedet und ist in Kraft getreten, und die neuen Förderprogramme sind angelaufen. Wie wirken sich die neue Planungssicherheit und die Antragsverfahren für Ihren Betrieb aus?
„Die Bevölkerung und die Interessenten sind aktuell immer noch ziemlich verunsichert. Das hat meiner Meinung nach mehrere Gründe: Ein wichtiger Faktor ist, dass aktuell nur der Förderantrag gestellt werden kann. Im September 2024 wird das KfW-Portal für die Bestätigung nach Durchführung freigeschaltet, sodass man den letzten wichtigen Schritt abwickeln kann und die Fördergelder endlich ausgeschüttet werden, was bisher noch nicht der Fall war. Andererseits warten aber auch viele ab, um zu sehen, wie sich der Regierungswechsel im Herbst 2025 auswirkt. Wenn die Regierung sich erneut für die Klimaziele (100% regenerative Energien bis 2045) einsetzt bzw. dazu bekennt, dann wird das einige Verunsicherungen lösen und wieder zu einer Anfragesteigerung führen. Ein weiterer Punkt ist die kommunale Nahwärmeplanung, denn viele warten, bis ihre Kommunen die Wärmeplanung abgeschlossen haben. Für Kommunen mit weniger als 100.000 Einwohnern muss die Wärmeplanung im Regelfall erst 2028 abgeschlossen sein, während es für größere Kommunen bereits 2026 der Fall sein muss. Ich erwarte daher, dass nach Abschluss der Wärmeplanung ab 2026 erneut wartende und unentschlossene Kunden den Weg zu ihrem Installateur finden?werden. Unbekannt ist oft auch: Es gibt keinen Zwang sich an ein Fernwärmenetz anzuschließen, wenn man bereits eine Wärmepumpe hat. Ausnahme sind ausgewiesene Neubaugebiete. Das heißt, wer jetzt eine Wärmepumpe installiert, hat aus Sicht des Gesetzgebers nichts falsch gemacht und bereits seinen Beitrag geleistet, ohne sich nach der Wärmeplanung richten zu müssen.“
Welche Herausforderungen beschäftigen Sie und Ihre Mitarbeitenden im Moment? Und was erhoffen Sie sich für das restliche Jahr 2024 noch?
„Aktuell beschäftigt mich, wie wir es schaffen, die wartende Bevölkerung und die Unentschlossenen zu erreichen und aufzuklären und zum antizyklischen Handeln zu motivieren. Dadurch erhält der Kunde ein besseres Preis- Leistungsverhältnis, es bringt die Energiewende voran und sichert dem Betrieb die Auslastung, um sicher zu planen. Einige Marktbegleiter boten Geräte und Anlagen zum Listenpreis an oder sogar darüber, was für den Endkunden keine schöne Entwicklung war und auch den Ruf des Handwerks etwas angekratzt hat. Das lag daran, dass viele Handwerksunternehmen, als 2023 und 2022 der große Run auf die Wärmepumpen geschah, mit den vielen Anfragen überfordert waren und manchmal die Freundlichkeit auf der Strecke blieb und Anfragen abgewiesen wurden. Mein persönlicher Eindruck: Wenn ich durch die Gemeinden fahre und die vielen Schornsteine sehe, erkenne ich, dass viele alte Schätzchen im Betrieb sind. Das zeigt mir, dass es in naher Zukunft für Heizungsbauer sehr viel zu tun gibt. Darum vermute ich, dass es wieder zu einem ähnlichen großen Run wie 2022/2023 kommen kann.
Wenn wir es schaffen, in das Thema Kontinuität hereinzubringen, würde das den Markt präventiv entzerren. Abschließend hoffe ich, dass viele Betriebe und auch die Industrie aus dem letzten großen Wärmepumpen-Ansturm und der aktuellen „Flaute“ gelernt haben, und zukünftig mit einem Übermaß an Anfragen besser umzugehen wissen. Und es schaffen, die Kunden nach wie vor auf Augenhöhe und respektvoll zu behandeln. Jetzt ist die Zeit, an sich zu arbeiten und zu zeigen, dass es auch anders geht und angekratztes Vertrauen durch gute Beratung wieder aufzubauen.“
Vielen Dank für das Interview, Herr Nitzschke!
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