Europa aktuell

Die Zukunft der europäischen Wettbewerbsfähigkeit: Chancen und Herausforderungen im neuen Bericht von Mario Draghi

Europa befindet sich an einem Wendepunkt. Der neueste Bericht „The Future of European Competitiveness, Part B“ gibt nicht nur tiefgehende Einblicke, sondern macht auch konkrete Empfehlungen, um Europa als globalen Vorreiter in Sachen Wirtschaft und Nachhaltigkeit zu positionieren. Im Mittelpunkt dieser Vision steht die Schaffung von Bedingungen, in denen Unternehmen florieren, die Umwelt geschützt wird und alle gleiche Chancen auf Erfolg haben.

Elektrifizierung als Schlüssel zur Dekarbonisierung

Ein zentrales Thema im Bericht ist die Rolle der Elektrifizierung für die europäische Industrie. Im Bericht kommt es zu dem Schluss: „Elektrifizierung ist eine Lösung für Wärme in niedrigen und mittleren Temperaturbereichen.“ Aber auch für Hochtemperaturanwendungen sind inzwischen Technologien verfügbar, die eine Elektrifizierung der meisten industriellen Prozesswärme ermöglichen. Dies ist eine entscheidende Erkenntnis, da die energieintensive Industrie (EIIs) für 19 % der gesamten Treibhausgasemissionen im EU-Unternehmenssektor verantwortlich ist. Insbesondere Branchen wie Chemie und Metall stehen vor der Herausforderung, ihre Emissionen zu senken und gleichzeitig ihre Prozesse anzupassen.

Die Rolle der Wärmepumpen in der Europäischen Industrie

Die Entwicklung von Wärmepumpen spielt eine entscheidende Rolle im europäischen Dekarbonisierungsprozess. Während die Nachfrage nach Wärmepumpen in Gebäuden stark gestiegen ist – 2022 waren bereits circa 20 Millionen Wärmepumpen im Einsatz – bleibt das Potenzial für industrielle Anwendungen noch weitgehend ungenutzt. Der Bericht betont, dass die EU eine technologische Führungsposition bei großen Wärmepumpen innehat und aktiv in die Forschung investiert, um industrielle Anwendungen voranzutreiben. Allerdings bleibt die Produktionskapazität für diese Technologien hinter der Nachfrage zurück, was Investitionen in die Fertigung erfordert.

Wachstumsmarkt für saubere Technologien

Der globale Markt für saubere Technologien, einschließlich Wärmepumpen, wächst rasant. 2022 erreichte der Markt ein Volumen von fast 300 Milliarden US-Dollar – dreimal so viel wie 2010. Bis 2030 wird erwartet, dass dieser Markt auf 650 Milliarden US-Dollar anwächst. Europa hat hier, laut Bericht, die Chance, eine Führungsrolle einzunehmen. Doch die Herausforderungen bleiben: Die EU ist in den letzten Jahren zunehmend zum Nettoimporteur bestimmter Wärmepumpenkomponenten geworden, insbesondere von Kompressoren und Luft-Luft-Wärmepumpen.

Herausforderungen im regulatorischen Rahmen

Ein weiteres Hindernis, das der Bericht hervorhebt, ist die Unsicherheit im regulatorischen Umfeld. Hersteller von Wärmepumpen und anderen sauberen Technologien sehen sich mit Investitionsbarrieren konfrontiert, insbesondere wenn es um Chemikalien und Stoffe geht, die in der Produktion verwendet werden. So könnten zukünftige Verbote von PFAS-Stoffen die Wärmepumpenindustrie erheblich beeinträchtigen, was die Dringlichkeit einer klaren und stabilen Regulierungsumgebung unterstreicht.

Forschung und Innovation

Um Europas Position im Bereich sauberer Technologien zu stärken, fordert der Bericht eine verstärkte Koordinierung der Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen. Dies könnte durch EU-weite Partnerschaften und Forschungsprogramme geschehen, um neue Technologien – wie industrielle Wärmepumpen für Hochtemperaturanwendungen – weiter voranzutreiben. Die Stärkung der lokalen Lieferketten und die Unterstützung von Forschung und Entwicklung sind dabei entscheidend, um Europas Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.