Dieser Frage geht Catiana Krapp im Handelsblatt Podcast „Green & Energy“ auf den Grund. Die Sommer werden durch den Klimawandel heißer und eine Kühlung der Innenräume verspricht deutlich mehr Wohnkomfort. Im Winter ist eine klimafreundliche Heizung ohne fossile Brennstoffe gefragt. Ist die Klimaanlage die Lösung dieser Probleme oder ein Irrweg?
Dazu spricht Krapp mit zwei Experten aus der Branche: Mario Schunk ist Heizungsinstallateur und Social-Media-Influencer, der die Klimaanlage als kostengünstige Heizlösung befürwortet. Ihr anderer Gesprächspartner ist der Energie-Experte Thomas Zwingmann von der Verbraucherzentrale NRW. Er warnt vor falscher Planung und hohen Stromkosten.
Mythen und Vorurteile
Mario Schunk hat ursprünglich in Spanien angefangen, Klimaanlagen für deutsche Kunden zum Heizen und Kühlen einzubauen. Ab 2015 hat er dieses Konzept nach Deutschland mitgebracht und seinen SHK-Betrieb auf den Einbau von Klimaanlagen spezialisiert. Auf Social Media möchte er zudem über die gängigsten Mythen und Vorurteile aufklären. So sei es nicht richtig, dass Klimaanlagen viel Strom fressen würden, so Schunk. Trotz der Stromkosten sei das Heizen mit einem Split-Klimagerät als Luft-Luft-Wärmepumpe deutlich günstiger, als mit Öl oder Gas zu heizen. Warmwasser könne ergänzend über eine Trinkwasserwärmepumpe bereitgestellt werden.
Wohnkomfort vs. Budget
Eine Wärmepumpe mit Fußbodenheizung biete allerdings immer einen höheren Komfort, gesteht Schunk. Jedoch sei die Entscheidung für eine Heizungsanlage für viele Haushalte eine Kostenfrage. In seinem Betrieb baue er sowohl Luft-Wasser-Wärmepumpen als auch Klima-Split-Geräte ein und berate Kunden je nach Budget und Gebäudetyp. Viele wüssten schlichtweg nicht, dass Splitgeräte auch zum Heizen geeignet seien. Er sieht in dieser Technologie die Zukunft des Heizens.
Investitionskosten vs. Betriebskosten
Thomas Zwingmann, Energieexperte der Verbraucherzentrale NRW, rät nicht grundsätzlich von einer Luft-Luft-Splitanlage zum Kühlen und Heizen ab. Jedoch sollten Investitionskosten und Betriebskosten getrennt voneinander betrachtet werden. Die Anschaffungskosten, sind deutlich geringer als bei wasserführenden Systemen. Jedoch sind die Betriebskosten einer Luft-Wasser-Wärmepumpe geringer und die Anlage laufe effizienter. Das liege zum einen daran, dass Wasser eine bessere Wärmeleitfähigkeit habe als Luft. Auch die Jahresarbeitszahl, also die Effizienz der Anlage, sei bei Luft-Wasser-Wärmepumpen deutlich höher als bei Klima-Split-Anlagen.
Klimaanlage als Einzelfalllösung
Im Einzelfall sei die “Klimaanlage” eine geeignete Lösung, zum Beispiel bei besonders energieeffizienten Gebäuden oder als Übergangslösung für nur (noch) kurzzeitig genutzte Immobilien. Prinzipiell sei es auch für Klima-Split-Geräte möglich, eine staatliche Förderung zu erhalten. Kunden sollten allerdings darauf achten, dass das neue Gerät auf der Liste der förderfähigen Anlagen des BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) stehen müsse. Darüber hinaus weist der Bundesverband Wärmepumpe darauf hin, dass eine solche Anlage auch den rechnerischen Nachweis erbringen können muss, im mono- oder bivalenten Betrieb mindestens 65 Prozent der Jahresheizarbeit zu erbringen, um förderwürdig zu sein.
Ländervergleich nur bedingt sinnvoll
In südlichen europäischen Ländern wie Italien ist das Heizen mit der “Klimaanlage” bereits Standard. In Deutschland sind die Winter jedoch deutlich kälter und auch die Heizperiode ist länger. Daher würden hierzulande beim Heizen mit der Klima-Split-Geräten höhere Stromkosten anfallen als in südlichen Ländern, so Zimmermann. Zudem sei das Heizen mit Strom in Deutschland lange Zeit verpönt gewesen. Je mehr Erneuerbare Energien am Strommix sind, desto kostengünstiger und umweltfreundlicher werde das Heizen mit Strom in der Zukunft.